Die Kathedrale von Gloucester – Teil 2

Wiederaufbau

Wie jeder monumentale Bau braucht sie von Zeit zu Zeit umfangreiche Reparaturen. Und wie jeder Bau dieses Ausmaßes kämpft sie mit Mangel an Finanzmitteln. Auch hier gibt es keine Ausnahme. Dies ist das vierte Jahr intensiver Reparaturen an diesem Wahrzeichen von Gloucestershire. Als eines der wenigen Glückskinder konnte ich mir die laufenden Renovierungen direkt vom Gerüst aus unter Begleitung eines polnischen Kollegen aus Krakau ansehen. Die letzte vollständige Renovierung der Kathedrale fand im späten 19. Jahrhundert statt.

Die erste Phase der Reparaturen begann mit einer gründlichen Reinigung der Steinoberfläche. Als einzig zulässige Reinigungsmethode wurde Wasserdampf gewählt. Nach fast 150 Jahren hat der Stolz von Gloucester begonnen, langsam sein grauschwarzes Aussehen zu verlieren.

Der älteste Teil der Kathedrale aus der „Normannenzeit“ wird derzeit renoviert. Interessant war für mich, dass nach der Dampfreinigung die stark korrodierten Teile des Steins in keiner Weise entfernt werden und ihr Schicksal der Zeit und der Natur überlassen wird.

Zementrenovierung

Ende des 19. Jahrhunderts kam der Zement in der Bauindustrie in Mode. Wo immer es möglich war, wurde er beigemischt. Und diese Kathedrale ist davon nicht verschont geblieben. Die zweite Stufe der Reparatur ist die Entfernung, wenn möglich, aller Füllungen mit Zementmörtel. Ich verwende absichtlich „wenn möglich“, aber dazu später mehr.

Praktisch alle Spalten des ganzen Baus wurden mit Zementmörtel wieder gefugt. Dieses muss aus Spalten entfernt werden.
Zementmörtel diente auch gut zur Modellierung der Profile.
Finanzielle Schwierigkeiten haben auch letzte Reparaturen sicherlich kompliziert. Sogar römische Ziegelsteine aus der ehemaligen Befestigung wurden zur Vervollständigung der fehlenden Steine verwendet. Einige von ihnen haben noch eine lateinische Inschrift und es gibt von ihnen mehr als genug im Mauerwerk.

Jegliche Eingriffe in das Mauerwerk bei der Renovierung historischer Gebäude sind in unserem Land nicht erlaubt. Das war in England vor 150 Jahren eindeutig nicht der Fall.

Die Quadrate auf diesem Foto sind Spalten für das Gerüst (Gerüst wird in den Fugen verankert).

Steinmarkierungen und Kadettenunterschriften

Es war ein sehr warmes Gefühl, an einem ansonsten kalten und regnerischen Tag, die Steinmarkierungen zu berühren, die vielleicht auf jedem bearbeiteten Stein waren. Es hatte nichts mit modernem Graffiti zu tun. Tatsächlich wurde jeder Steinmetz nach dem bearbeiteten Stück bezahlt und die Markierung auf der Vorderseite des Steins machte es einfach, die geleistete Arbeit zu zählen, um seinen Lohn einzuschätzen.

Im 19. Jahrhundert wurde die Umgebung dieses Teils der Kathedrale für die Ausbildung der Kadetten der Militärschule genutzt. Der unterste äußere Teil des Mauerwerks ist dicht mit verschiedenen eingravierten Botschaften, Jahreszahlen und Namen von Kadetten im Dienst bedeckt.

Zum Schluss zwei kleine Bemerkungen

Bei der letzten Renovierung gab es den Wunsch, die Fenster zu erweitern, um den Innenraum des „normannischen Teils“ besser zu beleuchten. Die Bitte wurde erfüllt, allerdings auf eine recht kuriose Art und Weise. Wenn Sie sich das folgende Foto genau ansehen, stellen Sie fest, dass die vergrößerten Fenster keine so genannte Laibung (Steinrahmen) haben und die Steine im oberen Bogen des Fensters nur durch den Kalkmörtel gehalten werden.

Da ich oben die Formulierung „wenn möglich“ verwendet habe. Auf demselben Foto können Sie auch die Verwendung von Zementmörtel zum Abdichten des oberen Bogens des vergrößerten Fensters sehen. In diesem Fall wird der Zementmörtel nicht entfernt, denn es würden Lockerung und Einsturz der Steine aus dem oberen Bogen des Fensters drohen.

Die ursprünglichen Steinbrüche für den Bau der Kathedrale sind seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb. Daher wurde begonnen, Kalkstein aus Frankreich zu importieren, um Steinmetzelemente zu renovieren.

Quelle: www.lomyatezba.cz

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