Durch die Landschaft der Steinmetze im Říčany-Gebiet – Teil 1

Entwicklung der Steinmetzerei im Gebiet östlich von Říčany ist erst seit der Hälfte des 19. Jahrhunderts zu merkbar. Bis zu dieser Zeit hatte man bloß den in der Landschaft frei verstreute Steine bearbeitet und sie im Bau von Straßen und Wohnstätten verwendet. Später entstand allmähliger Bedarf an Errichtung von Steinbrüchen, die bis heute in der Umgebung von Svojetice, Srbín, Tehovec, Louňovice, Žernovka oder Babice in großer Menge erhalten worden sind. Es handelt sich manchmal um Wandbrüche, aber in vorwiegender Anzahl um Grubenbrüche, die während des 20. Jahrhunderts den Urlaubern, Besitzern der Wochenendhäuser und hiesigen Einwohnern zur Erholung und Wassersport dienten. Nach der Samtenen Revolution von 1989 gehörten diese Steinbrüche meistens schon privaten Besitzern. Der einzige aktive Bruch ist der (im Teil 2 behandelte) Grubenbruch Horka in Žernovka, der zur ersten Station unserer Exkursion wird.

Der Biotitsgranit, unter Steinmetzen Říčany-Granit genannt, wurde und wird noch bis heutzutage oft als Dekoration- und Baustein benutzt, was auch der großartige pseudogotische Bau der Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Mukařov vom Ende des 19. Jahrhunderts beweist (Teil 3). Das damalige Leben und Begebenheiten der Steinmetzarbeit in diesem Gebiet wird den Besuchern durch den „In den Spuren der Steinmetze“ genannten Naturlehrpfad näher beigebracht, der 25 km lang ist und 13 Stationen enthält. Seine erste Station befindet sich am Steinmetzfreilichtmuseum in Louňovice, das ist unser Teil 4, gefolgt von der Station Kaménka (Teil 5), woher einer der Grundsteine des Prager Nationaltheaters stammt. Unweit von Kaménka befindet sich eine Überwachungsstation des Flussgebiets Lesní potok (Teil 6). Der letzte Standort, den wir besuchen werden, ist der etwa 10 km von Louňovice entfernte Friedhof in Aldašín bei Jevany, wo wir uns Grabsteine verschiedener Gestein- und Bearbeitungsarten ansehen und einiger bedeutenden Persönlichkeiten gedenken werden, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Erinnerung an František V. Holub

Bei einer Wanderung in den Spuren von Steinmetzen des Říčany-Granitgebiets darf man den Kollegen František V. Holub nicht vergessen. Er ist am 25. Oktober 1949 in Písek geboren. Er studierte am Lehrstuhl für Petrographie der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität in Prag, sein Studium schloss er im Jahre 1973 mit Verteidigung seiner Diplomarbeit „Inklusionen in Durbachiten und einige Fragen der Genese von Durbachitgesteinen“ ab. Nach Abschluss des Studiums blieb er an der Naturwissenschaftlichen Fakultät, seit 1974 war er dort als Assistent tätig, danach Fachassistent und Dozent am Lehrstuhl für Petrologie, später am Institut für Petrologie und Strukturgeologie.

In seinen Forschungen beschäftigte er sich mit Durbachiten vom Typ des Čertovo břemeno-Felsengebildes im mittelböhmischen plutonischen Komplex, sein Interesse erweiterte er auf weitere Körper melanokrater Granitoide mit erhöhtem Inhalt vom Kalium im Südteil vom Grundgebirge des Böhmischen Massivs, Xenolite und Begleitadern (lamproides Magmatismus). Bereits nach der Publikation wurden die Ergebnisse seiner Diplomarbeit in renommierten Tschermaks mineralogischen und petrographischen Mitteilungen in Wien veröffentlicht. Die Aufmerksamkeit fesselte auch die zusammen mit V. Žežulková aufgrund der Betrachtung auf Orlík-Stauseefelsenvorsprüngen an der Moldau ausgearbeitete Gesamtstudie über das relative Alter der Intrusivgesteine des mittelböhmischen Plutons im Zvíkov-Gebiet, also im Südteil des mittelböhmischen plutonischen Komplexes, die bewies, dass diese Beziehungen komplizierter sind, als bisher angenommen wurde. Später befasste sich František V. Holub mit der Synthese vom mittelböhmischen plutonischen Komplex und Moldanubikmagmatismus, mit Ultrakaliumgesteinen in der Sohle des böhmischen Kreidebeckens, Neovulkaniten im Böhmischen Mittelgebirge und Duppauer Gebirge (Doupovské hory) und allgemein mit Magmatiten in weiteren Einheiten des Böhmischen Massivs. Im Rahmen seiner ausländischen Expeditionen studierte er Vulkangesteine in verschiedenen geotektonischen Umwelttypen, z. B. in Nikaragua und auf der James-Ross-Insel in Antarktika. František V. Holub war Mittglied der Tschechoslowakischen Gesellschaft für Mineralogie und Geologie und später der Tschechischen geologischen Gesellschaft. Er ist am 20. Juli 2015 in Prag gestorben.

Foto 1a: František V. Holub bei seiner Forschung …. Foto: V. Janoušek 2010.

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