GRUFT DER FAMILIE KUBINZKY AUF DEM NEUEN JÜDISCHEN FRIEDHOF IN PRAG-OLŠANY PETROGRAFISCH BETRACHTET – 2

Kamenický sloup

Das niedrige einstufige Podium, sowie zwei Eingangstreppen, inneres Pflaster, vier ins innere Pflaster eingelegten Deckplatten für einzelne Grabplätze, sind aus Granit gefertigt.

Heutzutage ist der Stein merklich verblichen. Es kann jedoch örtlich bemerkt werden, dass es sich um einen hellgrauen winzig- bis mittelkörnigen Granittyp handelt, der vereinzelt dunkle (mafische) Enklaven (Xenolith) enthält. Sie werden aus dem dunklen Glimmer-Biotit – sowie eventuell von einem weiteren Mineral dunkler Farbe gebildet – dem Amphibol. Solche Enklaven wurden in Amphibol-Biotit-Granodioriten, Tonaliten und Quarzdioriten des mittelböhmischen plutonischen Komplexes, konkret aus Brüchen im Moldau- und Sázavaflussgebiet beschrieben. Grabplatten und Pflaster wirken markant dunkler als das auf die Eingangstreppen und das Podium angewandte Gestein. Es ergibt sich die Frage, ob es sich etwa um zwei Granitarten handele. Ein ausführlicheres Studium der Plattenoberfläche, Pflaster und Treppen wies bei allen diesen Bauelementen eine änliche Mineralstruktur des verwendeten Gesteins auf, einschließlich der gegenseitigen Mineralienorientierung und Anwesenheit mafischer Enklaven. Zugleich war das benutzte Gestein mit Granitmustern aus den oben genannten Orten verglichen und das Ergebnis dieser Vergleichung spricht eher für die Anwendung einer einzigen Granitart, und zwar deren aus dem Moldauflussgebiet. Die unterschiedliche Farbigkeit des Gesteins wird nicht nur durch die bereits erwähnte Verschmutzung, sondern vor allem durch eine besondere Art der Steinmetzbearbeitung verursacht. Die Platten- und Pflasteroberflächen sind poliert. Die Elemente, die heller aussehen, sind jedoch nur grob bearbeitet.

Grünliche Aufschriftplatten innerhalb der Gruft wurden warscheinlich aus dem veränderten (metamorphen) Gestein – Serpentinit – hergestellt. Serpentinit (vom lateinischen serpens = Schlange) entsteht aus einem Magmagestein des Peridots durch einen Hydratationsprozess, bei dem sich das überwiegende Mineral Peridot in Mineralien der Serpentinit-Reihe (Antigorit, Chrysotil u. a.) verändert. Serpentinit ist meistens dunkel und schwarzgrün. Hellgrüne Typen sind durch ein dekoratives Netzdesign gekennzeichnet. Sie wurden oft zur Ziergegenstände- und Verkleidungsplattenherstellung benutzt oder in der Gestalt von Grabsteinen bearbeitet. In der Tschechischen Republik kommen Serpentinite in Westböhmen (Mnichov bei Marienbad), in der Umgebung von Křemže in Südböhmen, im Gebiet von Kutná Hora, im Sázavaflussgebiet, im Vysočina Bergland vor, und sie sind auch aus Mähren her bekannt (Třebíč, Altvatergebirge und Brno). Sie wurden üblich als geschroteter Splitt verwendet, eventuell als Material zur Herstellung kleinerer Ziergegenstände. Im Fall der Familie Kubinzky Gruft sind die Serpentinitenaufschriftplatten allzu geräumig (85 x 42 cm), um den böhmischen oder mährischen Quellen zu entstammen. Jene Serpentinite sind nämlich zu tektonisch gestört und bei dem Herausbrechen können nur Blöcke kleiner Abmessung gewonnen werden.

Eine große Steinmetzüberraschung verkörpern die Pfeilerschäfte, die sich vor dem Eigangsteil der Gruft befinden, sowieso wie die Pilasterschäfte in der Gestalt pollierter Platten, die an der Vorder- und an beiden Seitenumfangssandsteinwänden der Gruft platziert sind. Sie sind nämlich aus dem Gestein Ignimbrit gefertigt, dessen Benutzung für dekorative Zwecke auf tschechischem Gebiet sehr ungewöhnlich ist. Die Höhe der Pfeilerschäften beträgt etwas über 2 m, Durchschnitt über 30 cm. Als Ignimbrit werden jene Gesteine bezeichnet, die durch eine Sinterung von Strömen klastischen Materials entstanden, das bei explosiven Vulkanausbrüchen ausgelöst wurde. Der Name ist Kombination der lateinischen Wörter ignis = Feuer und imber = Regen. Die ursprüngliche Farbe von Ignimbrit ist gelblich oder orange, verwitterte Typen sind dunkelocker bis rötlich, was auch für die Pfeiler- und Pilasterschäfte an der Familie Kubinzky Gruft gilt. Aufgrund von Besprechung mit Fachleuten für diese Gesteinart kann man vermuten, dass das benutzte Material nicht aus tschechischem Gebiet kommt. Das makroskopisch ähnlichste Aussehen hat Ignimbrit aus der deutschen Lokalität Leutewitz, westlich von Meißen.

Der letzte Typ des Gesteins, das für den Grufaufbau benutzt wurde, ist weißer Marmor. Er bildet die Pfeiler- und Pilasterschäfte und auch ihre reich verzierte korinthische Kapitelle und auch innere Deckenplatten. In unserem Land wurde weißer Marmor an verschiedenen Orten abgebaut (z. B. Králický Sněžník, Riesengebirge, Supíkovice im Altvatergebirge – hier bis heute), unter denen jedoch keiner dem Aussehen von Marmor an der Familie Kubinzky Gruft entspricht. Wahrscheinlich wurde da aus Österreich stammender Laaser Marmor verwendet, eventuell italienischer Marmor aus Carrara. Diese Marmortypen wurden bei uns zur Zeit von Entstehung der Gruft häufig benutzt, was unter anderem durch eine ganze Reihe umliegender Grabsteine belegt werden kann.

Bild 2: Detail vom Säuleschaft und Sockel

Für Die Welt der Steine zur Verfügung gestellt von Autoren:
RNDr. Barbora Dudíková, RNDr. Zdeňka Petáková

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