Joachim Barrande – Paläontologe mit Herzen und Seele – Teil 3

Barrande und Tschechisch

Barrande sprach Tschechisch zwar langsam, aber sehr gut. Sein tschechischer Wortschatz reichte nicht nur für Unterhaltungen über Trilobiten, sondern auch über hübsche Mädchen. Er lernte auch gut schreiben und aus Jan Nerudas Memoiren ist es bekannt, dass er die tschechische Poesie verstand. Neruda kannte Barrande dank seiner Mutter, die 25 Jahre lang seine Haushälterin war. Er benannte die tschechischen Urmuscheln mit tschechischen üblichen Wörtern – Maminka, Babinka, Tetinka, Pantata, Kralovna, usw. Diese Namen hat er auch international durchgesetzt.

Unterwegs in Europa

Seit 1841 fungierte er als Gutsverwalter und wirtschaftlicher Berater seines ehemaligen Mündels Prinz Henry, jetzt Graf von Chambord. Im Jahr 1850 unternahm er als Sekretär mit ihm eine längere Europareise. Barrandes Notizbuch wird in diesem Jahr mit Adressen von Fachleuten, Notizen über interessante Publikationen, über den Abguss von Fossilien und Notizen über seine Studien in den Museen von München und Paris gefüllt. Allein oder mit befreundeten Geologen und Paläontologen reiste er auch viele der paläozoischen Regionen in Frankreich, Belgien, Spanien, England, Deutschland und Skandinavien durch.

Die Nachfolger seines Nachlasses

Nachdem Barrande erfahren hatte, dass sein Herr, Graf Chambord, im Sterben lag, begab er sich ins Schloss Frohsdorf bei Wien. Die anstrengende Reise und die anschließende Arbeit am gräflichen Testament zehrten jedoch an seiner ohnehin schon gebrechlichen Gesundheit. Er erkrankte an einer Lungenentzündung und starb am Freitag, den 5. Oktober 1883. Otomar Novák setzte seine Arbeit fort. Barrande kannte ihn seit seiner Studienzeit, mochte ihn sehr und brachte ihn in die Lehre. Er vermittelte ihm ein Praktikum bei dem Wiener Geologen Eduard Suess, den Novák auf seinen Reisen in die Schweiz und nach Italien begleiten konnte. Novák beteiligte sich an der Übersiedlung der Barrande-Sammlung in das Tschechische Museum und wurde dessen Kurator. Er schrieb sehr gute Studien über Trilobiten, phyllocaride Krebstiere, Hyolithen und über die Stratigraphie der Silur-Devon-Grenze in Böhmen und Deutschland. Er starb jedoch im Alter von einundvierzig Jahren, weniger als neun Jahre nach seinem Lehrer. Barrandes Studien wurden von Professor Bedřich Bouček Mitte der 1930er Jahre fortgesetzt.

Mit seiner Arbeit legte Barrande den Grundstein für das Studium des böhmischen Paläozoikums und der Evolution des Lebens in dieser geologischen Periode. Er machte auch Böhmen und Prag in der ganzen Welt berühmt. Die Prager dankten es ihm, indem sie einen malerischen Felsen bei Hlubočepy und einen Prager Stadtteil nach ihm benannten. Auch die Geologen haben Barrandes Arbeit gewürdigt und das Gebiet der proterozoischen und altpaläozoischen Sedimente in Mittelböhmen Barrandien benannt.

Quelle: www.lomyatezba.cz

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