GRUFT DER FAMILIE KUBINZKY AUF DEM NEUEN JÜDISCHEN FRIEDHOF IN PRAG-OLŠANY PETROGRAFISCH BETRACHTET – 1
Der 1889 angelegte Neue jüdische Friedhof in Prag-Olšany gilt im Bewusstsein der Öffentlichkeit als Ort der letzten Ruhe von Franz Kafka. Dank seiner Fläche und Anzahl von Grabsteinen ist er der größte jüdische Friedhof Tschechiens und steht unter Denkmalschutz.
Seine Grabsteine enthalten Signaturen zahlreicher berühmter Künstler wie z. B. der Architekten Jan Kotěra, Josef Zasche, Antonín Balšánek, Josef Fanta oder Adolt Foehr, Bildhauer Jan Štursa, Čeněk Vosmík, Emanuel Kodet, J. V. Myslbek und anderer. Erwähnenswert ist auch die Handfertigkeit der bedeutenden Prager Steinmetzfirmen (z. B. L. Šalda, E. Radnitz, V. Žďárský, G. Ciani), die die Vorschläge von Architekten und Bildhauern örtlich im Stein verwirklicht haben. Grabsteine sowie Grüfte entstanden meistens aus einer oder zwei Gesteinsarten, gewöhnlich ging es um Granit, Marmor, manchmal Sandstein und Travertin von ausländischer und tschechischer Provenienz. In dieser Hinsicht lässt sich die Gruft der Adelsfamilie Kubinzky, bei deren Realisierung zugleich fünf Gesteinsarten unterschiedlicher Herkunft angewandt wurden, als ungewöhnlich betrachten.
Die geräumige klassizistische, im nordöstlichen Teil des Neuen jüdischen Friedhofs in Prag-Olšany aufgestellte Neubarockgruft stammt aus dem Jahr 1892. Sie hat die Gestalt eines offenen Mausoleums und stellt, mit einem Grundriss von ungefähr 5 x 6 m und mit der Höhe von ca. 5 m, die prunkvollste und monumentalste Gruft auf dem Friedhof dar. Sie ist überwiegend aus beigefarbenem Sandstein aufgebaut, der stellenweise rosarot schlierig ist. Aus Sandstein bestehen alle Umfangsmauern der Gruft sowie der hohe Sockel mit einem profilierten Unterteil und Kapitell, der den ganzen Umfang des unteren Bauteils und den Architrav lang führt. Aus Sandstein sind auch die meisten verzierenden Bauelemente gebildet – Tympanon, Verzierung der Archivolten am Portikus, Rahmen der ovalen Nischen in der Vorderfassade, Vasen in diesen Nischen, im oberen Bauteil platzierte flammende Vasen, die den Dachansatz der Gruft flankierenden Balustraden, Giebelaufsatz mit Familienwappen der Kubinzkys, an dem zwei Federbüsche der Turnierhauben im oberen Teil des Wappens über dem Schild, die Aufschrift Labore Nobilitas unten und reiche Helmdecken an den Seiten des Schildes erkennbar sind. Sandstein, als leicht zu bearbeitender Gestein, wird häufig zu Steinmetzzwecken benutzt. Vermutlich wurde zum Bau der Gruft Kreidesandstein aus Hořice verwendet. Dieser ist mehrere Jahrhunderte lang abgebaut worden und auf Bauten und dekorative Elemente angewandt.
Für Die Welt der Steine zur Verfügung gestellt von Autoren:
RNDr. Barbora Dudíková, RNDr. Zdeňka Petáková