Durch die Landschaft der Steinmetze im Říčany-Gebiet – Kaménka, Teil 1
Wenn wir vom Louňovice-Freilichtmuseum etwa 2 km lang dem blauen Wanderzeichen Richtung Südosten bis zum Wegweiser folgen, so erreichen wir nach dem Besteigen eines milden Hügels die Steinfundamentreste einer alten Schmiede, die einst den Steinmetzen diente. Dieser Ort, damals Kaménka genannt, zeichnet sich durch eine große Menge ausgewalzter Granitblöcke, unter denen einer als Grundstein des Nationaltheaters in Prag gedient hat. Ursprünglich sollte der Grundstein des Prager Nationaltheaters vom denkwürdigen Sankt Georgsberg geliefert werden. Dort wurde er auch schon wirklich ausgebrochen und fünf Tage vor dem geplannten Fest im Anlass seiner Anlegung (es fand am 16. Mai 1868 statt) auf den Theatersbau geliefert. Der Stein bestand aber aus hartem und unregelmäßigem Trennungsbasalt, und deshalb ist es nicht gelungen, ihn in die vom Architekten Josef Zítek beabsichtigte Form so zu bearbeiten, dass Gründungsurkunden hineingelegt werden konnten. Einer der Mitglieder des Vereins für Errichtung des tschechischen Nationaltheaters, Prager Steinmetz Gabriel Žižka, ließ dann schnell den genau nach Zíteks Plan bearbeiteten zweiteiligen geräumigen Steinquader samt Deckel in seiner Werkstatt anfertigen. Dieser wurde auf den Stein vom Sankt Georgsberg gestellt und gleichzeitig auf nächsten gefahrenen Stein vom bedeutenden Radhošť Berg, die so seine symbolische böhmisch-mährische Grundlage bildeten. In Kürze nach dem Fest wurde die Grundmauer des Theaters um diese Dreiergruppe der Steine herum beendet und ca. zwanzig weitere Steine wurden eingemauert, die von verschiedenen Gedenkstätten Böhmens und Mährens geliefert worden sind. Die Wangen aller dieser Steine blieben entblößt, nur der Grundstein selbst wurde ganz eingemauert. Er wurde vielleicht deshalb mit der Zeit vergessen, um erst nach 95 Jahren im Mai 1963 wieder „entdeckt“ zu werden. Damals war er teilweise aufgedeckt und ist in dieser in 1983 einigermaßen veränderten Gestalt bis heute geblieben.
Über die Herkunft und Geschichte dieses wohl denkwürdigsten Steins wusste man in der Zeit seiner Aufdeckung nicht viel. Der Tradition nach stamme er aus dem Wald Kaménky bei Louňovice im Schwarzkosteletz-Gebiet, und so wurde ihm ein einfacher Gedenkstein in der Dorfmitte von Louňovice gebaut und am 10. November 1963 enthüllt. Diese Abschätzung zu überprüfen und weitere Tatsachen zu erforschen ist es erst zwanzig Jahre später gelungen, und zwar in der Zeit, als sich das historische Nationaltheatersgebäude nach dem mehrjährigen umfangreichen Umbau auf die feierliche Wiedereröffnung in 1983 vorbereitet hat.
Barbora Dudíková Schulmannová, Vojtěch Janoušek, Tomáš Navrátil, Václav Rybařík und Pavel Vlašímský