GEBROCHENES GRAB VON MARIE MAGDALENA LANGHANS

Wenn wir die Geschichte und die historische Entwicklung der bildhauerischen Werke aufmerksam verfolgen, stoßen wir häufig auf Nachahmungen. Was heute als Plagiat gilt und strafrechtlich verfolgt wird, war früher durchaus üblich. Und in den Fällen, in denen die Kopien keine – mehr oder weniger gelungenen – Kopien waren, wurden die schönen Werke oft zur Grundlage für die Schaffung neuer Werke, die nicht weniger erfolgreich waren als die Originale.

 

 

Dies war auch bei der Statue von Johann Valentin Sonnenschein aus der Zeit um 1780 der Fall. Wie sich herausstellte, handelte es sich um eine Nachbildung des Grabsteins von Maria Magdalena Langhans, den Johann August Nahl 1751 in der Dorfkirche von Hindelbank in der Schweiz anfertigte.

 

Zur gleichen Zeit schuf der Künstler auch einen Grabstein für Hieronymus von Gerlach im Dorf. Er wohnte bei dem Pfarrer Georg Langhans und seiner Frau Maria Magdalena, geb. Wäber. So kam es, dass in der Karwoche die 28-jährige Maria Magdalena bei der Geburt ihres ersten Kindes, eines Jungen, starb. Kurze Zeit später starb auch der Sohn des Pfarrers.

 

Acquaforte von Christian von Mechel aus dem Jahr 1790 und Abbildungen in einem Katalog von Vorträgen über Bildhauerei, die 1865 vor Mitgliedern der Royal Academy gehalten wurden. 

 

Der betrübte Nahl ließ auf eigene Initiative einen Grabstein für die Mutter und das Kind anfertigen, der mit seinem Motiv an die Auferstehung erinnern sollte. Das Werk ist aus einem einzigen Stein gemeißelt und stellt ein zerbrochenes Grab dar, aus dessen Eingeweiden Maria Magdalena und ihr Sohn zum Himmel schauen.

 

Das Grab wurde in den Boden der Kirche eingelassen und mit einem Holzdeckel abgedeckt, der nur bei wichtigen Ereignissen geöffnet wurde. Im Jahr 1911 wurde ein Großteil der Kirche durch einen Brand zerstört, aber Nahls Werk überlebte die Katastrophe, weil die hölzerne Abdeckung es vor herabfallenden Trümmern schützte.

 

Seit seiner Errichtung hat der Grabstein großes Interesse auf sich gezogen und wurde von vielen berühmten Persönlichkeiten bewundert, darunter Johann Wolfgang von Goethe und Arthur Schopenhauer. Bereits im 18. Jahrhundert wurden zahlreiche Kopien des Grabsteins angefertigt. Zeitgenössische Bildhauer wie Günter Lang, dessen Werk von 1997 ebenfalls als zerbrochener Grabstein konzipiert ist, haben das Konzept des Künstlers übernommen. Im Gegensatz zum Original, das ein fast „wörtliches“ Bild der Auferstehung darstellt, zeigt Langs Werk jedoch lediglich ein offenes Grab als Symbol der geistigen Auferstehung.

 

Es besteht kein Zweifel, dass Plagiate und Kopien eine Art Diebstahl sind. Doch viele Werke sind heute nur durch sie bekannt. Glücklicherweise war dies hier nicht der Fall, und dank der Holzabdeckung, das das Werk schützte, können wir nun auch Nahls Originalkunstwerk bewundern.

 

Eine Nachbildung des Grabsteins von Johann Valentin Sonnenschein aus der Zeit um 1780 und eine Grabsteinplatte aus der Porzellanmanufaktur Niderviller in Frankreich (um 1787)
Autor: Kurier Kamieniarski   |  Publiziert: 27 Februar 2020

 

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