NEUE ÄRA DES STEINS

Bau eines Gebäudes in Lyon, Foto: Perraudin Architecture

 

 

In der Store Street im Zentrum Londons wurde kürzlich ein unscheinbares, aber 12 Meter langes Steinobjekt installiert. Es handelt sich um ein Exponat, das im Rahmen der Ausstellung New Stone Age im Building Centre in London präsentiert wird. Es geht um ein prototypisches Fragment einer neuen Art von Steinbodenkonstruktion. Das Element ist mehrere Zentimeter dick und hat für heutige Verhältnisse sehr interessante Abmessungen.

 

Der Projektant ist seiner Meinung, dass diese Konstruktion billiger, leichter und einfacher zu installieren ist als die herkömmliche Betonlösung. Darüber hinaus hinterlässt sie einen um 85 % geringeren CO2-Fußabdruck als übliche Eisenbetonlösungen.

Die Präsentation und die gesamte Ausstellung sind das Ergebnis der Arbeit von drei Personen, die beschlossen haben, für den Stein nicht nur als dekoratives Element in der Architektur zu werben, sondern zu seinen Wurzeln zurückzukehren und ihn als Baumaterial vorzustellen. Es sind Architekt Amin Taha, Steinmetz Pierre Bidaud und Ingenieur Steve Webb. Wie Amin Taha sich über Stein äußerte – er sei ein tolles, vergessenes Baumaterial.

Die drei Künstler haben zusammen die Ausstellung New Stone Age im Building Centre in London eröffnet. Ziel der Ausstellung war es, zu zeigen, wie Stein – das primäre Material, das die Menschen seit Jahrtausenden zur Schaffung von Unterkünften verwenden – das moderne Baudenken revolutionieren kann. Architekt, Ingenieur und Steinmetz begannen also, ihre Aufgabe gemeinsam zu erfüllen.

Vor kurzem waren sie am Bau von 15 Clerkenwell Close beteiligt, einem sechsstöckigen Wohn- und Bürogebäude aus monolithischen Steinblöcken. Das Gebäude verfügt über einen tragenden Außenrahmen aus massiven Kalksteinblöcken, die direkt aus dem Steinbruch stammen, wo die Spuren des Abbaus noch an der Oberfläche sichtbar sind. Die Blöcke werden übereinander gestapelt, um Säulen und Balken zu bilden. Einige der Oberflächen der Blöcke zeigen Linien, die aus dem Gestein gebohrt wurden, andere sind glatt und einige haben eine raue Sedimentnahttextur. Der Bau wurde 2017 abgeschlossen.

 

Steinblockgebäude in der Clerkenwell Close, London

 

Das Gebäude geriet in die Schlagzeilen, weil ein Ratsmitglied des Stadtbezirks Islington, in dem das fragliche Gebäude steht, das Bauwerk als unvereinbar mit den historischen Gebäuden in der Gegend bezeichnete und für seinen Abriss plädierte, wobei er sich auf angebliche Verletzung der Bedingungen der Baugenehmigung berief. Taha gewann den Prozess schließlich im vergangenen Jahr. Nota bene, im Gebäude befinden sich sein Atelier und Privatwohnungen.

Wie sich herausstellte, haben die Widrigkeiten die Innovatoren nicht entmutigt, sondern im Gegenteil sogar noch verstärkt. Und das war auf der Ausstellung deutlich zu sehen. Gleich zu Beginn konnten die Besucher das Modell eines 30-stöckigen Wolkenkratzers bewundern, der vollständig aus Stein gebaut war. Es sieht aus wie mehrere übereinander gestapelte Gebäude von Clerkenwell Close, nur die Steinsäulen verjüngen sich nach oben.

Dieses Projekt ist nicht nur ein Studienmodell. Es enthält einen ausführlichen technischen Bericht, der den Bau eines solchen Gebäudes sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch im Hinblick auf die CO2-Bilanz dokumentiert. Die Autoren behaupten, dass der für die Fundamente, die Konstruktion und die Böden verwendete Stein 75 % billiger wäre als Stahl- und Betonkonstruktionen und einen um 95 % geringeren CO2-Fußabdruck hinterlassen würde. Der Hauptgrund für die Einsparungen liegt darin, dass der Beton und der Stahl feuerbeständig und isoliert sein muss und anschließend muss er mit einem Außenmantel überzogen werden. Das steinerne Exoskelett hingegen kann offen gelassen werden.

 

 

Quelle: Kurier kamieniarski

Autor: Kurier Kamieniarski  |   Publiziert: 13. 07. 2020

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