DAS GEHEIMNIS DER BASALTGESICHTER

Vor mehr als dreitausend Jahren entwickelte sich die erste große Zivilisation Mittelamerikas, die Olmeken, in den heutigen mexikanischen Bundesstaaten Veracruz und Tabasco.

Ihre Kultur wird manchmal als die Wiege aller nachfolgenden mittelamerikanischen Zivilisationen angesehen. Die Olmeken waren das erste Volk in der Region, das Städte und Gebäude in großem Maßstab errichtete, fortschrittliche Steinmetzmethoden einsetzte und einen unverwechselbaren Stil in der Bildhauerei hatte. Die Olmeken waren geschickt im Umgang mit vielen Rohstoffen wie Ton, Basalt, Nephrit und Phonolith. Zu ihren Werken gehören Steinschmuck, Skulpturen und siebzehn beeindruckende Steinköpfe, von denen der kleinste sechs Tonnen wiegt.

Die ersten Steinköpfe wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den drei größten städtischen Zentren der Olmeken entdeckt: San Lorenzo, La Venta und Tres Zapotes. Es ist schwierig, ihr genaues Alter zu bestimmen, aber man ist sich einig, dass sie aus der vorklassischen Periode stammen, was bedeutet, dass die ältesten mindestens dreitausend Jahre alt sind. Ihre Höhe schwankt zwischen 1,5 und 3,5 Metern und ihr Gewicht zwischen 6 und 50 Tonnen! Die riesigen Statuen stellen männliche Gesichter mit abgeflachten Nasen, vollen Lippen und Wangen dar. Die Hinterköpfe sind flach, was darauf hinweisen könnte, dass sie einst an Mauern gelehnt oder auf dem Boden liegend zum Himmel blickten. Einige der Köpfe weisen Spuren von Farbe auf und könnten bemalt oder farbig verziert worden sein.

Jeder der Köpfe ist etwas anders. Die Unterschiede bestehen nicht nur in der Größe, sondern auch in den Gesichtszügen, den Gesichtskonturen, den Frisuren oder der Kopfbedeckung. Einige haben einen geflochtenen Zopf auf dem Rücken und eine der Statuen in La Venta ist mit einem Vogelkopfmotiv verziert. Viele Wissenschaftler glauben, dass es sich bei den Steinköpfen um Darstellungen verstorbener Herrscher oder Hohepriester handelt.

Es gibt auch viele andere (mehr oder weniger wahrscheinliche) Hypothesen über die Motive und die Funktion dieser Steinköpfe. Einer von ihnen behauptet sogar, die Statuen stellten Fußballspieler dar.

Ja, die Olmeken und andere alte Kulturen Mittelamerikas kannten Fußball. Wir wissen nicht genau, wie die Regeln oder andere Details des Spiels aussahen, aber wir wissen, dass es ein sehr beliebtes Spiel mit Elementen ritueller Disziplin war (z. B. von Menschenopfern für die Götter begleitet). In jüngerer Zeit wurde die Hypothese, dass die Köpfe die Spieler darstellen sollen, allgemein  abgelehnt, und man hält es für wahrscheinlicher, dass es sich um die Gesichter von Herrschern handelt, die sich auf das Spiel vorbereiten.

Eine weitere, recht umstrittene Theorie besagt, dass die Steingesichter bestimmte negroide Merkmale aufweisen, was auf einen möglichen afrikanischen Ursprung der Olmeken hindeuten könnte. Befürworter dieser Theorie suchen nach anatomischen und genetischen Ähnlichkeiten sowie nach möglichen kulturellen Verbindungen zwischen den Olmeken und den einheimischen Stämmen des alten Afrikas, die auf frühen Formen der Schrift beruhen. Da jedoch keine schlüssigen Beweise vorliegen, lehnen die meisten modernen Wissenschaftler diese Theorie ab.

Ein weiteres Rätsel im Zusammenhang mit den Steingesichtern aus der Region des Golfs von Mexiko ist die Frage, wie die riesigen Basaltblöcke, aus denen die Statuen gefertigt wurden, bewegt werden konnten (zur Erinnerung: der größte von ihnen wiegt 50 000 kg). Ein solches Projekt erforderte zweifellos eine sorgfältige Planung und beschäftigte Dutzende, wenn nicht Hunderte von Fachkräften. Nach jahrelanger Forschung wurde festgestellt, dass alle siebzehn Köpfe aus Basalt hergestellt wurden, der in der Sierra de los Tuxtlas abgebaut wurde. Das bedeutet, dass die Felsbrocken über eine Strecke von 150 Kilometern transportiert werden mussten, bevor sie ihr Ziel erreichten. Diese Tatsache wird noch unglaublicher, wenn man bedenkt, dass die alten Olmeken das Rad nicht kannten. Trotz vieler Behauptungen und Hypothesen ist immer noch nicht klar, wie die Olmeken so etwas hätten tun können.

Vielleicht werden wir dieses oder andere Rätsel um die alte Olmekenkultur nie lösen können. Tatsache ist jedoch, dass alle siebzehn Steinköpfe bis heute erhalten geblieben sind und in Mexiko ausgestellt werden. Wir können sie in Museen und Sonderausstellungen bewundern.

Quelle: Kurier kamieniarski     
Autor: Jakub Zdańkowski | Publiziert: 2. 3. 2016

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