ZENTRUM FÜR MUSIKSTUDIEN IN SANTIAGO DE COMPOSTELLA

Ist Stein ein plastisches Material? Kann er dynamisch sein? Regt er die Fantasie an? Es gibt Projekte, die positive Antworten auf diese und ähnliche Fragen geben. Das Wichtigste ist, sich von stereotypem Denken zu befreien und der Fantasie freien Lauf zu lassen.
In der letzten Ausgabe des Magazins haben wir Ihnen den Sitz der Autoren- und Verlegervereinigung SGAE vorgestellt – ein Gebäude im Viertel Vista Alegre in Santiago de Compostella, Spanien. In demselben Viertel befindet sich ein weiteres ungewöhnliches Projekt desselben Architekturbüros: das Ensemble Studio.
Bei diesem Projekt handelt es sich um den Bau des Zentrums für Musikstudien, in dem viele große Musiker studiert haben, darunter auch Mitglieder des Galicischen Symphonieorchesters.
Der Autor des Projekts – Antón García-Abril – nahm das Angebot unter der Voraussetzung an, dass es sich um ein Gebäude handeln würde, dessen visuelle Wahrnehmung je nach der Entfernung, aus der es betrachtet wird, variieren würde. Die vorgelegten Fotos bestätigen, dass dieses Ziel erreicht wurde.
Aus der Ferne sieht das Gebäude aus wie ein Stein, der auf einen grünen Grasteppich gefallen ist. Für die meisten Betrachter ist dieses Objekt – wie der Schöpfer des Projekts es nennt – eine „definitionslose“ Form. Erst wenn man sich dem Gebäude nähert, bemerkt man die subtilen, gebrochenen Linien der Wände und vertikalen Fenster, die ein ansonsten homogenes Gebäude in ein interessantes Schauspiel verwandeln, das von einem Spiel mit Licht und Schatten lebt. Aus noch größerer Nähe kann man dann die bewusst geschaffenen Fehler im Material wahrnehmen, deren unebene Oberfläche und raue Verarbeitung eine einzigartige Atmosphäre schaffen. Gleichzeitig erleichtern die beleuchteten Fenster visuell den massiven, weithin sichtbaren Baukörper.
Der Designer wollte einen Effekt der Gegensätzlichkeit und Dualität des Gebäudes erreichen. Der einfache Block, der in verschiedenen Maßstäben dargestellt ist, soll verschiedene Kompliziertheitsgrade darstellen. Die Verzerrungen, die durch die Harmonie des Gesamtkörpers entstehen, machen sowohl die Masse als auch den Raum, den das Gebäude schafft, interessant.
Die rohe Granitfassade des Gebäudes verweist im Sinne des Projekts auf die antike Geschichte und Architektur des alten Ägyptens oder Roms, hat aber auch klare Bezüge zur galicischen Architektur. Die Gestaltung des Gebäudes selbst wird durch die akustischen Anforderungen bestimmt. Die Haupträume, die hohen akustischen Anforderungen genügen müssen, befinden sich im Untergeschoss. Es handelt sich um größere Räume, die eine große Anzahl von Studenten und Zuschauern aufnehmen können: Konzertsaal, Räume für elektroakustische Instrumente, Schlagzeug usw.
In den oberen Stockwerken gibt es Kommunikationsräume, von denen aus der Zugang zu Klassenräumen, kleineren Unterrichtsräumen und Büros möglich ist.
Trotz der innovativen Stellung erweckt das Gebäude den Eindruck, als befände es sich schon seit Urzeiten an diesem Ort. Kritiker haben dieses Projekt als Beitrag zu einer neuen Sichtweise auf die Geometrie und die Grundregeln der Architektur gelobt.
Das Gebäude wurde im Jahr 2002 errichtet. Die Gesamtfläche des Gebäudes beträgt 1 700 m2, und die Baukosten beliefen sich auf 3 Millionen Euro.
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Foto: Roland Halbe a flickr.com
Quelle: Kurier kamieniarski
Autor: Kurier Kamieniarski | Publiziert: 3. 11. 2015