EINE LANDSCHAFT AUS MENSCHLICHEN TERMITEN. ENTDECKEN SIE DAS TÜRKISCHE KAPODOZIEN
Vergessen Sie die schlichte böhmische Landschaft von Lada mit ihren Hügeln, Bächen und Kirchen, die sich fein säuberlich in das Tal schmiegen. Die Landschaft von Kappadokien in der Zentraltürkei wirkt wie eine Szene aus einer anderen Welt. Es ist, als ob hier in den kargen Felsen gerade ein riesiges Bildhauersymposium zu Ende gegangen wäre.
Zuckerkuppeln, Schornsteine, Gaudi-ähnliche Wellen und zu anderen Zeiten absolut klare phallische Formen. In Kappadokien bekommt der Begriff Fels eine ganz neue Dimension. Davon gibt es hier viele, und jede ist völlig anders. Direkt in ihrer Mitte liegt der beste Ausgangspunkt für die Erkundung der gesamten Region – die Stadt Göreme. Wenn man an der örtlichen Bushaltestelle steht und sich umschaut, traut man zunächst seinen Augen nicht. Nicht zu. Göreme ist direkt in die Felsen gebaut. Die kegelförmigen Felsschornsteine ragen wahllos hinter den Gebäuden hervor, und die Häuser kleben wie Schwalbennester an ihnen.
Die kleine Stadt Göreme
Hier kann man am besten sehen, wie die Einheimischen mit den allgegenwärtigen Felsen koexistieren. Sie halten sich an den Grundsatz, dass alles, was nicht zwischen sie passt, in sie hineingeschnitten wird. In der Tat sind die Bedingungen hier optimal für den Bergbau. Der vulkanische Tuffstein, aus dem die Felsen hier bestehen, ist ein sehr weiches Gestein. Sie können mühelos einen zwei Meter großen Stein heben. In die Felsen wird seit Urzeiten auf diese Weise geschnitten und gemeißelt. Die ältesten Behausungen sind Tausende von Jahren alt, und nicht nur Wohnhöhlen, sondern auch Kapellen, Kirchen, Klöster und ganze unterirdische Städte sind in den Felsen gebaut worden. Ja, wirklich Kirchen. Hier, mitten in der islamischen Türkei, gab es zur Zeit des byzantinischen Reiches eine große christliche Gemeinde, die in den Felsen Schutz vor den zahlreichen Überfällen aus dem Osten suchte. Die heutigen Bewohner müssen sich vor niemandem mehr verstecken, aber sie graben immer noch in den Felsen. Jetzt für Profit.
Taubental
Von Göreme aus gibt es viele Täler voller Felsjuwelen. Durch das Taubental gelangt man zum Beispiel nach etwa vier Kilometern in die Stadt Uchisar. Entlang des Weges können Sie die Formen der Felsen beobachten und Sie werden sich fragen, wie die Menschen es geschafft haben, ihre Behausungen in die steilen Felswände zu graben. Sie werden auch bald verstehen, warum das Tal Taubental genannt wird. Neben menschlichen Behausungen gibt es auch ausgeklügelte, in die Felsen gehauene Taubenhäuser. Vögel fliegen durch kleine Löcher in sie hinein, hinter denen sich eine Höhle mit Dutzenden von Nischen befindet, die sich für den Nestbau eignen. Ein Taubenzüchter kann von der Seite her eintreten, der seine Jungtauben wie in der Hand hält.
Quelle: National Geographic
Autor: Redaktion 19. 8. 2015