MEGALITHISCHE BAUTEN – DOLMEN

In der letzten Ausgabe der Zeitschrift Kurier Kamieniarski habe ich über Steinkreise geschrieben, die auch als Cromlechs bekannt sind. In dieser Ausgabe befassen wir uns mit einer anderen Art von megalithischen Bauwerken – den Dolmen. Auf der Suche nach ihnen werden wir uns an einen Ort begeben, den wir schon mehrmals gemeinsam besucht haben – Südamerika.

Gut – Dolmen. Aber was ist das?

Im Grunde handelt es sich um Steingräber, die meist aus der frühen Jungsteinzeit stammen. Sie bestehen aus zwei oder mehr vertikalen Felsblöcken, auf denen ein abgeflachter Felsblock ruht. Das Ganze ähnelt also einem Steintisch und interessanterweise ist dies auch die wörtliche Bedeutung des Wortes Dolmen, das (wie Cromlech) aus der Sprache der alten Kelten stammt.

Viele Dolmen waren ursprünglich in den Boden eingegraben und bildeten eine Art Grabhügel. Heute, Hunderte und Tausende von Jahren später, können wir nur noch die Skelette der ursprünglichen Strukturen sehen. Die ältesten erhaltenen Dolmen sind etwa 7 000 Jahre alt und befinden sich in Osteuropa. Diese Art von Gebäuden ist jedoch auf der ganzen Welt verbreitet und auf den meisten Kontinenten zu finden. Dolmen mit sehr ähnlichen Formen können in Irland, Indien, Südkorea, Spanien, Frankreich … bewundert werden. Und die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Wir haben auch Dolmen in Polen. Einer der berühmtesten, manchmal auch als Grab der Riesen bezeichnet, befindet sich in der Nähe des Dorfes Borkowo in der Woiwodschaft Westpommern. In der Vergangenheit befand sich in der Nähe ein weiteres Grab, das Ende des 19. Jahrhunderts von Schatzsuchern vollständig abgetragen wurde. Sie fanden jedoch nur Werkzeuge aus Feuerstein und Bernsteinschmuck, was sie von einer weiteren Suche abbrachte und wahrscheinlich auch den zweiten Dolmen rettete. Archäologen schätzen die Zeit seiner Entstehung auf etwa 3 000 v. Chr.

Auf der Suche nach Dolmen begeben wir uns nun nach Kolumbien, genauer gesagt in den Archäologischen Park von San Augustin, der als die größte Grabstätte der Welt gilt und 1995 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Neben den erstaunlichen Statuen in verschiedenen Größen und Höhen können wir auch Dolmen finden, die denen ähneln, die wir aus Europa kennen. Außerdem haben Wissenschaftler durch Radiokohlenstoffdatierung nachgewiesen, dass sie in genau demselben Zeitraum, nämlich zwischen 3 500 und 3 000 v. Chr., entstanden sind. Es gibt auch viel jüngere Dolmen in San Augustin, die eher eine zeremonielle als eine bestattungsbezogene Funktion hatten.

San Augustin besteht nicht nur aus Dolmen, sondern vor allem aus Statuen. Sie stellen Gottheiten, Tiere und Ungeheuer dar, aber die meisten sind Statuen von Priestern und Kriegern mit Katzengesichtern, wie wir sie aus der Bildhauerkunst anderer Kulturen, z. B. der Olmeken, kennen. Apropos Olmeken: Auch in San Augustin sind Steinköpfe zu finden, wenn auch nicht so groß und bedrohlich aussehend wie die aus Mexiko.

Kommen wir kurz auf den Ostkaukasus zu sprechen. Natürlich finden wir auch hier Dolmen, wenn auch etwas untypisch. Sie sind vom Alter her vergleichbar mit anderen megalithischen Bauten in Europa und Asien, aber ihre Konstruktion ist anspruchsvoller. Die meisten von ihnen sind eng gebaut und haben ein Loch in einer der Wände. Es ist faszinierend, dass viele dieser Öffnungen vollkommen kreisförmig sind. Bis heute ist nicht genau bekannt, wozu diese Dolmen dienten. Eine kaukasische Legende erzählt, dass in diesen Gegenden einst Riesen und Kobolde lebten. Erste bauten für ihre kleineren Arten Unterschlüpfe, in denen sie sich vor schlechtem Wetter und Gefahren verstecken konnten – daher die geringe Größe der Löcher. Leider trennten sich die Riesen und Kobolde später und führten einen Krieg gegeneinander, in dem sie sich gegenseitig ausrotteten. Die Überreste ihrer einstigen Existenz sind heute Dolmen, die sich auf ganz Kaukasus befinden.

Auf jeden Fall sind die Dolmen und ihre Funktion für die Wissenschaftler immer noch ein Rätsel. Es ist erstaunlich, dass diese Bauwerke in fast allen Teilen der Welt errichtet wurden, in verschiedenen Kulturen und Zivilisationen, die offensichtlich nichts gemeinsam hatten. Es ist noch unklar, wie die großen Felsbrocken bewegt und darauf gebaut wurden. Bemerkenswert ist auch die Präzision der Verarbeitung einiger kaukasischer Dolmen, denn hier ist eine perfekte Orthogonalität zu erkennen, und es ist nicht einmal möglich, die Spitze eines Messers in die Lücken zwischen den Steinen zu stecken. Ganz zu schweigen von den in den rauen Fels gehauenen Kreisen.

Vielleicht werden wir eines Tages die Antworten auf unsere Fragen nach dem Ursprung und Bedeutung der Dolmen kennen, aber bis dahin bleiben sie verborgene und stumme Zeugen einer fernen Vergangenheit.

 Quelle: Kurier kamieniarski

Autor: Jakub Zdańkowski | Publiziert: 3.11. 2016

PolandGermanEnglishCzech