MINIMALISTISCHE KAPELLEN VON MARIO BOTTA IN DER SCHWEIZ

Als 1986 ein Erdrutsch eine kleine historische Kirche aus dem Jahr 1626 im Dorf Mogno in der Schweiz zerstörte, ahnte niemand, dass an ihrer Stelle eine neue Kapelle mit einem völlig neuartigen Aussehen entstehen würde.
Der Ort liegt auf einer Höhe von 1180 m, und seit dem 19. Jahrhundert sind die Menschen nur im Sommer hier. Trotzdem waren die Bewohner sehr daran interessiert, das Gebäude zu restaurieren. In den 1990er Jahren baute ein Tessiner Architekt die kleine Kirche von Johannes dem Täufer um. Das Gebäude wurde 1996 fertiggestellt.
Das Projekt des Architekten Mario Botta war ziemlich gewagt – die entworfene Kapelle wurde aus lokalen Materialien gebaut: Peccia-Marmor und Vallemaggio-Granit.
Die Realisierung dieses Gebäudes wurde zunächst kontrovers wahrgenommen: schwarze und weiße Streifen an der Außenseite und ein ähnliches Muster, das ein spezifisches Schachbrettmuster bildet, an der Innenseite. Dennoch wurde das Projekt in der Welt der Architektur gewürdigt. Und im Laufe der Zeit erwies sich das minimalistische Gebäude dank der Einfachheit des Interieurs und des Mangels an Dekoration als ein wahrer Genuss.
Diese kleine Kirche – mit einer Bodenfläche von nur 123 m2 – hat keine Fenster und der Innenraum wird durch eine Glasdecke beleuchtet. Das Gebäude hat die Form eines Ovals, das an der Spitze in einen Kreis übergeht.
Mario Botta ist auch der Architekt der Kapelle Santa Maria degli Angeli in der Nähe des Monte Tamaro. Auch hier ist die ovale Form ein grundlegendes Element.
Betrachtet man die beiden Gebäude – trotz ihrer erheblichen Unterschiede -, so wird eine ähnliche Herangehensweise an die Aufgabenstellung deutlich. Diese 1992-96 errichtete Kapelle wurde ebenfalls aus Stein gebaut. In diesem Fall ist es Porphyr. Ein Besuch der Kirche ist fast schon ein Muss: Es handelt sich um eine massive Festung am Rande eines Berges, die nicht nur ein Ort des Gebets ist, sondern auch zu einem Instrument für eine neue „Lesart“ der Landschaft wird. Ebenfalls sehenswert sind die Werke des Malers und Bildhauers Enzo Cucchi, eines Vertreters der italienischen Transavantgarde. Beide Stätten sind bemerkenswert wegen des innovativen Ansatzes, der bei der Gestaltung dieser Sakralbauten verfolgt wurde.
Autor: Kurier Kamieniarski | Publiziert: 22 Dezember 2020