VOM STEINBRUCH ZUR STADT – GEBÄUDE DES AUTOREN- UND VERLEGERVERBANDS
Stein für Stein – meist unauffällig im Hintergrund. So selbstverständlich wie der Blick auf den Himmelturm am Horizont bei Breslau oder den Eiffelturm auf einer Postkarte aus Paris. Aber es gibt Steinrealisierungen, die man nicht ignorieren kann. Sie werden Ihnen wegen ihrer ungewöhnlichen Lösungen, ihrer kreativen Verwendung oder ihres überraschenden Aussehens in Erinnerung bleiben. Oder alles auf einmal.
Dies ist der Fall bei dem Gebäude der Autoren- und Verlegeverbands SGAE in Santiago de Compostela (A Coruña, Spanien). Das Gebäude befindet sich an einem privilegierten Ort in der Stadt – zwischen privaten und öffentlichen Gärten, in einer Grünanlage mit Panoramablick auf den historischen Teil der Stadt.
Mit freundlicher Genehmigung des Architekturbüros Ensamble Studio, das der Urheber des Projekts ist, kann Kurier kamieniarski etwas über das Projekt und seine Realisierung schreiben.
Der Entwurf für diesen Teil der Stadt stammt vom japanischen Architekten Arat Isozaki und sieht den Bau einer Reihe von Gebäuden vor, die für akademische Zwecke genutzt werden. Die meisten von ihnen sind bereits erstellt worden. Das SGAE-Hauptquartier wurde am westlichen Ende des Stadtteils Vista Alegre entworfen, um diesen zu ergänzen und zu begrenzen.
Mit der Planung des Projekts wurde das Architekturbüro Ensamble Studio beauftragt. Der Hauptgestalter des Gebäudes war Antón García-Abril. Die Steinmetzarbeiten wurden von der spanischen Firma Granichán SL ausgeführt.
Das architektonische Konzept des Gebäudes verbindet den Geist der Stadt Santiago de Compostela mit ihrer zeitgenössischen Identität, indem es einen Dialog mit der Geschichte und dem Gedächtnis des Ortes herstellt und eine enge Beziehung zur Sprache der zeitgenössischen Kunst unterhält.
Zu den Aktivitäten des SGAE gehören nicht nur Gemeinschaftsaktivitäten unter Beteiligung von Autoren und Verlegern, sondern auch ein breites Spektrum an öffentlichen und kulturellen Aktivitäten. Das Gebäude ist in vier Funktionsbereiche unterteilt, die sich auf vier Ebenen verteilen und vom Garten und von der Straße aus zugänglich sind. Die Gesamtnutzfläche der Einrichtung beträgt dreitausend Quadratmeter und ist für die Nutzung durch Künstler und Einwohner der Stadt vorgesehen.
Die große Steinmauer kann als eine monumentale skulpturale Schöpfung betrachtet werden. Die grauen Steinelemente der Fassade aus grauem Granit von Mondariz erscheinen hier in einer ihrer reinsten Formen: unregelmäßige Blöcke von unterschiedlicher Geometrie und Größe, die direkt aus dem Steinbruch aus dem Produktionsabfall ausgewählt wurden. Die Struktur der Wand lässt das Licht je nach Tages- und Jahreszeit auf unterschiedliche Weise hindurch. Die zweite Wand besteht aus beleuchtetem Glas und bildet zusammen mit der gegenüberliegenden Wand aus Stein beeindruckende Buntglasfenster.
Wie Sie sich vorstellen können, war der Bau einer mehrere Dutzend Meter langen Mauer aus Schutt ziemlich kompliziert. Es war nicht möglich, ein Umsetzungsprojekt zu erstellen. Es wurde dynamisch direkt im Steinbruch selbst entwickelt. Hier wurden die aufeinanderfolgenden Elemente koordiniert, um die Struktur der gewölbten Wand zu bilden. Hier wurden die Stellen markiert, an denen die Felsblöcke miteinander verbunden sind. Das fertige Bauwerk im Maßstab 1:1 wurde ebenfalls im Steinbruch errichtet. Nach sorgfältiger Markierung der Einzelteile wurde das Bauwerk Stein für Stein zur Baustelle transportiert und dort wieder zusammengesetzt.
Das Gebäude wurde 2005 entworfen und 2007 fertiggestellt.
Dieses Gebäude ist nicht das einzige interessante Projekt des Ensamble Studio. Wir freuen uns, Ihnen in der nächsten Ausgabe des Kurier kamieniarski mehr davon vorstellen zu können.
Foto, Roland Halbe
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Quelle: Kurier kamieniarski
Autor: Kurier Kamieniarski | Publiziert: 24. 8. 2015